ist heute von Management- und Koordinationstätigkeiten geprägt. Die vielen verschiedenen Anspruchsgruppen in der städtischen Umgebung beeinflussen die Tätigkeit von Förster Fredi Hügi stark. Nach wie vor verbringt er aber bedeutend mehr Zeit im Wald als im Büro.
Wer die berufliche Laufbahn eines Försters einschlägt, stellt sich darauf ein, den grössten Teil der Zeit seiner Karriere im Wald zu verbringen – zu jeder Jahreszeit und bei jeder Witterung. Dementsprechend ist eine Grundfaszination von grossflächigen Pflanzenformationen, die im Wesentlichen aus Bäumen aufgebaut sind – so eine gängige Kurzdefinition von Wald – eine Voraussetzung für das Forstamt. Auch in der frühen Kindheit von Fredi Hügi ist der enge Kontakt zum Wald und und dessen Bewirtschaftung zu finden. "Ich bin auf einem Bauernhof im Mittelland aufgewachsen. Dazu gehörte eigene kleine Waldung“, erzählt der heutige Förster der Forstbetriebsgemeinschaft Arlesheim/Münchenstein. Das Brennholz für den Winter stammte natürlich aus dem eigenen Wald und seit Kindsbeinen an war der Nachwuchs in diese anstrengende Arbeit involviert. „Als wir in der dritten Primarschulklasse den Wald mit der Schule besuchten, war ich damit schon sehr vertraut“, erinnert sich Hügi. Die restliche Überzeugungsarbeit leistete der damalige Förster, welcher die Schulklasse in die Welt des Waldes einführte. Eine Welt, in der sich Fredi Hügi fortan bewegen sollte.
Nach der Ausbildung zum Forstwart und einigen Jahren Berufstätigkeit liess er sich Mitte der 1980er-Jahre zum Förster weiterbilden und arbeitete im Anschluss über 20 Jahre lang in verschiedenen Wäldern in der Umgebung, in der er aufgewachsen war. Im Jahr 2009 trat er dann die Stelle als Förster in der rund zehn Jahre alten Forstbetriebsgemeinschaft Arlesheim/Münchenstein an und löste Hansruedi Plattner ab, der zuvor 40 Jahre lang diese Position innehatte. „Flächenmässig ist der Wald der Forstbetriebsgemeinschaft mit 513 Hektaren bedeutend kleiner als mein vorheriges Gebiet. Allerdings hat die Multifunktionalität hier im urbanen Raum einen viel grösseren Stellenwert als auf dem Land“, beschreibt Fredi Hügi die wohl grösste Herausforderung seiner Tätigkeit. Der Anspruch der verschiedensten Nutzergruppen des Waldes ist gross und es vergeht praktisch kein Tag, an dem Hügi nicht mit einem Anliegen einer Nutzergruppe kontaktiert würde.
So viel verschiedene Nutzungsformen des Waldes es auch gibt – inklusive der Konflikte, die zwischen den entsprechenden Interessensgruppen bestehen: Im Vordergrund der Forsttätigkeit steht nach wie vor die Bewirtschaftung des Waldes, also das Schlagen und der Verkauf von Holz sowie die Heranzüchtung und die Hege und Pflege von nachwachsendem Wald.
Die Rolle von Fredi Hügi hat sich über die Jahre mehr und mehr zu einer Koordinationsrolle bzw. zu einem Management entwickelt. Die Forstbetriebsgemeinschaft verfügt mittlerweile über keinen Maschinenpark und auch über kein Personal mehr und kauft darum die Dienstleistungen auf dem Markt ein - d. h. bei benachbarten oder privatwirtschaftlichen Forstbetrieben. Das soll aber nicht heissen, dass der Förster in erster Linie im Büro sitzt und koordiniert. „Ich bin täglich draussen im Wald und stelle so fest, in welchem Gebiet welche Massnahmen nötig sind, oder wo Schäden bestehen“, sagt Hügi. Er bemisst die Pflegebedürftigkeit und zeichnet an, wo gehandelt werden muss. Er nimmt sich der Jungwaldpflege und Naturschutzarbeiten an, kümmert sich um den Wegunterhalt sowie auch um Baumräumungen – auch ausserhalb des Waldes, wenn er von Privatpersonen oder Unternehmen kontaktiert wird. Ausserdem betreibt die Forstbetriebsgemeinschaft in Münchenstein in der Umgebung des Schützenhauses eine Weihnachtsbaumplantage. Rechtzeitig im Advent gelangen die Gewächse in den Verkauf oder können auf Absprache selbst geschlagen werden.
Fredi Hügi liefert durch seine Bestandsaufnahme die Grundlagen für das Nutzungsprogramm, das alljährlich von der Forstbetriebsgemeinschaft verabschiedet wird und festhält, wo Holzungen vorgenommen werden sollen. „Wir setzen dabei auf das Nachhaltigkeitsprinzip. Wir holzen also nur so viel ab, wie jährlich auch wieder nachwächst“, sagt Fredi Hügi. Somit beträgt der Umsatz auf den 513 Hektaren Wald in Arlesheim und Münchenstein zurzeit stattliche 2‘500 Kubikmetern, was ungefähr 1‘500 durchschnittlich grossen Bäumen oder einem Güterzug mit einer Länge von ca. 1‘100 Metern entspricht.
Seit 1974 arbeiten die Forstbetriebe Münchenstein und Arlesheim schon zusammen, zu Anbeginn noch mit Münchenstein als Kopfbetrieb. Hinter dieser Kooperation steckten ursprünglich vor allem wirtschaftliche Ziele, denn die Defizite der einzelnen Forstrechnungen wurden von Jahr zu Jahr grösser. 1994 nahmen die fünf Gemeinden Arlesheim, Münchenstein, Muttenz, Pratteln und Frenkendorf Gespräche auf, um ein Grossrevier zu gründen. Drei Jahre später zog sich Muttenz allerdings wieder aus den Verhandlungen zurück. Nach weiteren Diskussionen wurde entschieden, das geplante Grossrevier zu Gunsten von zwei kleineren Revieren fallen zu lassen – das eine davon ist die gemeinsame Forstbetriebsgemeinschaft Arlesheim Münchenstein, deren 20-jähriges Bestehen nun im Jahr 2018 gefeiert wird. Schon die erste Rechnungslegung zeigte denn auch auf, dass sich der Verbund positiv auf die lange Jahre defizitären Rechnungen auswirkte. Das täuscht aber nicht über den Fakt hinweg, dass die Holzpreise von Jahr zu Jahr kleiner wurden und werden – und die Wirtschaftlichkeit daher damals wie heute ein bestimmendes Thema bleibt. Auf die Beiträge der öffentlichen Hand, also von Gemeinden, Kanton und Bund, bleibt die Forstbetriebsgemeinschaft angewiesen, um den Wald weiter nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit bewirtschaften und pflegen zu können.
Ein Lichtblick in Sachen Wirtschaftlichkeit ist die Tatsache, dass die Nutzung des geernteten Holzes als Energielieferant in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Der kleinere Teil geht in Form von Brennholz wie schon seit eh und je an private Nutzer, welche die Holzstere direkt im Wald beziehen oder auf Wunsch auch angeliefert erhalten.
Aus einem stetig grösser werdenden Anteil Energieholz werden hingegen Schnitzel gefertigt, die an verschiedene Abnehmer geliefert werden – in erster Linie an die Betreiber von Wärmeverbunden. Beispiele sind die Alterssiedlung Loog in Münchenstein oder der Wärmeverbund Domplatz in Arlesheim, die von der EBM betrieben werden. Auch der Werkhof in Arlesheim und das am selben Verbund angeschlossene Unternehmen Weleda werden ausschliesslich mit Holzschnitzeln aus dem nahen Wald geheizt. Zu Schnitzeln verarbeitet wird in erster Linie Holz, das anderweitig nur schlecht verwertbar wäre, wie z. B. Holz aus Baumkronen.
Die klassische Form der Holzwirtschaft ist das Stammholz, das in erster Linie an Sägereien geliefert wird, die daraus Bretter fertigen. Der grösste regionale Abnehmer ist die Raurica Waldholz AG, an der die Bürgergemeinden von Arlesheim und Münchenstein als Aktionärinnen beteiligt sind. Das Unternehmen wurde gegründet, um das Holz der ganzen Region zusammenzuführen, um dieses gebündelt veräussern zu können.
Ein weiterer Teil des abgeholzten Materials – zurzeit gegen 5 Prozent der gesamten Holzschlagmasse - geht an die Industrie, z. B. für die Produktion von Zellulose bzw. Papier sowie Phasenplatten. Der Anteil Industrieholz ist allerdings aufgrund langer Transportwege wirtschaftlich weniger interessant und es handelt sich meistens um jenen Überschuss, der nicht als Energieholz verwendet werden kann.
Es ist zwar nur lediglich 1 % des Münchensteiner Baumbestandes, dieser hat es aber in sich: Die raren Baumarten finden exklusiv im Wertholzverkauf einen Käufer. So kann es schon vorkommen, dass z. B. für den Kubikmeter eines Speierlings 1‘500 Franken bezahlt werden. Zum Vergleich: Aus der Verarbeitung einer Buche resultieren rund 80 Franken.
Nicht vergessen darf die Funktion des Waldes als Schutzwald, wie sie in Münchenstein beispielsweise auf dem Gipfli oder am Lehenrain – hier inmitten des Siedlungsgebiets - zur Anwendung kommt. Auch in der Arlesheimer Schönmatt kommt dem Wald eine Schutzfunktion vor Steinschlag zu. In diesen Zonen hat der Schutzgedanken klare Priorität und die Bewirtschaftung ist zweitrangig.
Das gilt auch für die Naturschutzperimeter, in denen die Funktion des Waldes als Lebensraum für bedrohte Arten Vorrang hat. Hier werden auch neue Baumarten gefördert, die mit den Bedingungen des Klimawandels, d. h. mehr Trockenheit und wärmere Temperaturen, besser umgehen können (z. B. die Traubeneiche).