Wie den älteren Wirtschaftsplänen zu entnehmen ist, erwarb die Bürgergemeinde im Laufe des 19. Jahrhunderts den heutigen Waldbestand. Das Armenholz ging auf eine Schenkung des M. Pechaud von Pruntrut aus dem Jahre 1805 zu Gunsten der Hausarmen von Arlesheim zurück. Dieses Waldstück ging später zum übrigen Bürgerwald. 1816 wurde das Waldstück „hoher Buchenrain“ (Armenholz) vom Staatsminister Freiherr von Andlau angekauft. Die Kosten für die Waldkäufe wurden durch den Holzerlös der bei den Käufen übernommenen Altholzbestände gedeckt.
Offenbar zur Tilgung der Schulhausschuld fanden im Gspänig grössere Abholzungen in den sechziger Jahren des vorletzten Jahrhunderts statt.
Über die Bewirtschaftung der Wälder ist so viel bekannt, dass sie im Mittel- und Niederwaldbetrieb standen. Die Umtriebszeit betrug zunächst 40 - 50 Jahre und wurde später auf 30 - 40 Jahre gedrückt.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde mit der Überführung in den Hochwaldbetrieb begonnen. Dazu wurde schon damals von den Forstleuten auf die Wichtigkeit der nachhaltigen Pflege im Sinne einer Investition für die Zukunft hingewiesen. Der durchschnittliche Holzvorrat betrug um 1905 120m3/ha um 1990 250m3/ha.
Um 1900 war das Bestandesalter auf mehr als 70% der Fläche weniger als 30 Jahre. Heute beträgt es auf über 70% der Fläche mehr als 80 Jahre. Dadurch wird der abnehmende Brennholzverbrauch gut sichtbar.
Bereits 1885 wurde der 1. Wirtschaftsplan durch den damaligen Stadtoberförster Bär aus Basel erstellt. Das war der Start der heutigen Forstwirtschaft. 1885 waren alle Wälder von Arlesheim Nieder- und Mittelwälder aus Stockausschlägen. Danach erfolgte alle 10 Jahre, wie es das Waldgesetz vorschreibt, ein neuer Wirtschaftsplan der BRG Arlesheim.
Daraus lässt sich ablesen, wie unser Wald sich entwickelt hat. Bereits 1936 wurde eine Fläche von 221.5 ha Bürgerwald ermittelt, was heute noch zutrifft, bei einer totalen Waldfläche von 345 ha in der ganzen Gemeinde.
221.5 ha | Bürgergemeinde Arlesheim |
54 ha | Stiftung Burg Reichenstein |
35 ha | Bürgerspital Basel |
7.78 ha | Einwohnergemeinde |
26.72 ha | Stiftung Eremitage sowie div. Privatpersonen |
Bei der Holznutzung sind nur die Kriegsjahre Ausnahmejahre gewesen. Das heisst, es wurde in den Krisenjahren mehr Brennholz gerüstet.
Unsere Waldverantwortlichen aber kämpften seither immer mit der zunehmenden Überalterung unseres Waldes. 1936 wurde die Umtriebszeit auf 120 - 160 Jahre begrenzt. Damit wollte man einer Überalterung der Waldungen begegnen. Deshalb wurden seit 1971 vermehrt Verjüngungen vorgenommen. Allerdings konnte immerhin ein wesentlicher Betrag aus dem Holzverkauf erwirtschaftet werden.
Die Verwendung des Holzertrages wurde beispielsweise 1936 so geregelt:
Gabholz an die Bürger: 2 Ster und 10 Durchforstungswellen = 170 m3 bei 85 Gabholzbezügern.
Der Erlös aus dem Verkaufsholz wurde in erster Linie für den besonderen Haushalt der Bürgergemeinde verwendet, insbesondere für Forstverbesserungsarbeiten, Wegbauten und dergleichen.
Die Erschliessung betrug 1936 erst 2’247 Laufmeter Wege und wurde bis heute auf 7’950 Lm ausgebaut.
Im Wald der Arlesheimer Bürgergemeinde standen 2004 rund 82'448 Bäume mit einem Holzvorrat von 54'385 m3. Der Zuwachs betrug ca. 5,1 m3/ha oder 2,82 m3 im Tag, was total 1’028,5 m3 im Jahr bedeutet.
Die Nutzung wurde auf 960 m3 im Jahr festgesetzt.
Die Bewirtschaftung der Bürgerwaldungen ist bis heute eine anspruchsvolle Tätigkeit, die die Bürgergemeinde in allen Belangen fordert.
Der immer grösser werdende Wunsch der Bevölkerung nach Erholung, die Ansprüche des Natur- und Landschaftsschutzes und schlussendlich der Erhalt des nachwachsenden Rohstoffes Holz für unseren Energie- und Industriebedarf, sind bei der schlechten Finanzlage der öffentlichen Hand eine grosse Herausforderung.
Bereits im Wirtschaftsplan von 1971, der durch Forstingenieur D. Hünerwadel ausgearbeitet wurde, steht:
Die Bewirtschaftung der Bürgerwaldungen von Arlesheim ist eine Aufgabe, die zu einem wesentlichen Teil im öffentlichen Interesse steht. Die befriedigende Erfüllung dieser Aufgabe kostet Geld, das vermutlich auch in Zukunft nur teilweise durch die Holzverkäufe erwirtschaftet werden kann. Eine Waldpflege, die der Bedeutung aller Funktionen der Waldungen der Bürgergemeinde inklusive der Produktionsfunktion gerecht wird, ist nicht eine freiwillige Sozialleistung der öffentlichen Hand, sondern deren Pflicht. Aufgabe der Waldbewirtschaftung ist nicht die Verhinderung eines Defizits, sondern die Schaffung und Erhaltung von naturnahen und funktionstüchtigen Waldungen, die auch für die nächsten Generationen ihren Zweck optimal erfüllen.
Wie recht er hatte!
Pro Jahr wachsen in den Schweizer Wäldern gegen 10 Millionen m3 Holz zu, das sind 0.23 m3 pro Sekunde. Davon werden nur 4.5 Millionen m3 genutzt. Der ganze inländische Holzverbrauch von rund 7 Millionen m3 könnte aus dem Schweizer Wald gedeckt werden, wenn alle Qualitätsanforderungen erfüllt werden könnten.
Heute bewirtschaften wir unseren Wald nach diesen Grundsätzen. Die Erholungsfunktionen, der Schutz der Fauna und Flora, aber auch die Produktivitätist sind uns wichtig und stehen ganz zentral sind Vordergrund.
Die Einwohnergemeinde Arlesheim hat diese Aufgabe erkannt und hilft uns jedes Jahr grosszügig mit einer finanziellen Unterstützung.
Auch die Schaffung unserer Forstbetriebesgemeinschaft Arlesheim - Münchenstein, hat eine wirtschaftliche Verbesserung gebracht.
Das Bewirtschaften und Nutzen unserer Wälder durch den Menschen, wird vielmals als Zerstörung der Natur dargestellt. Historisch gesehen stimmt dies aber nicht. Durch die Eingriffe gab es einmalige landschaftliche Unterschiede und auch eine vielfältige und einmalige Flora. Die heutige grosse Artenvielfalt ist in einer pflanzensoziologische Studie des Kantons BL beschrieben (Verlag des Kantons BL).
"Unser" Wald = Erholungsgebiet
Da unser Arleser Wald sich in der Topographie sowie in der Flora und Fauna einzigartig präsentiert, ist er ein grosser Anziehungspunkt für grosse und kleine Erholungssuchende. Jährlich besuchen Zehntausende unseren Wald zum Spazieren, Reiten, Velofahren, Klettern, Orientierungsläufe etc. Die 5 Feuerstellen der Bürgergemeinde werden rege benutzt und sind auch sehr geschätzt.
Leider gibt es immer wieder Leute mit wenig oder gar keinem Verständnis für die Natur. Beim persönlichen Interesse für Erholung und Sport wird oftmals vergessen, dass wir Menschen im Wald Gäste sind und uns auch als solche benehmen sollten. Gäste in der Natur und natürlich beim Eigentümer. Nur wer mit Respekt und Rücksicht den Wald für seine Bedürfnisse beansprucht, wird ihn auch in Zukunft nutzen hönnen.
Im März 2008/Waldchef: Stephan Kink